Blumenwiesen statt Betonköpfe

Ein „beschädigtes“ Wahlplakat – und unsere Reaktion darauf…

Irgendwann in einer Nacht Ende August ist eines unserer großen Wahlplakate in der Einfahrt zur Unterilp Opfer vorbeiziehender Sprayer geworden. Die „Spur” der TAGs zog sich weit die Höseler Straße entlang, so das unser Banner nur eine willkommene Fläche von vielen war.

Da wir Grünen als Aufsteller des Plakates die Verantwortung für dessen Aussehen haben, sahen wir uns gezwungen darauf zu reagieren — denn bei allem Verständnis für Mechanismen der Graffiti-Kultur… so richtig schön sah das für die allermeisten Anwohner nun nicht mehr aus.

Was wir auf gar keinen Fall wollten, war wie Betonköpfe auf Anzeigen und Strafverfolgung zu beharren (wie es manch Andere bei jedem verknickten Plakat gerne tun).

Wir haben den Graffiti-TAG daher eher als Herausforderung genommen…

#challangeaccepted

Wir haben ein paar Dosen Farbe (in mehr Auswahl als „weiß auf weiß“) und Sprühköpfe (in mehr Auswahl als „Ultra-fat“ und „Skinny“) besorgt, und uns am Mittwoch den 2. September zusammen mit unserem Ratskandidaten für den Nonnenbruch, Thomas Pischke, an Ort und Stelle getroffen.

Thomas Pischke ist ein Writer der „Alten Schule“ und hat in den letzten Jahren als Dozent schon diverse Graffiti-Workshops für Jugendliche gegeben.
Er hat unser „beschmiertes” Werbebanner mit einem neuen, großflächigen Graffiti-Schriftzug („Piece”) versehen.

„Blumenwiesen statt Betonköpfe”

Der Slogan ist bewusst mehrdeutig und doppelbödig gemeint,” erzählt Thomas Pischke „wir Grünen stehen einerseits bildlich für ‚mehr Blumenwiesen‘ nämlich für eine ökologische Wende statt noch mehr Beton. Andererseits sind Wir aber auch durchaus progressiv, kooperativ und ideenfreudig, also das Gegenteil von Betonköpfen.

Als Vorlage gab es nur die vorhandenen Farbdosen und eine grobe Skizze, die Buchstaben („Lettern”) sind alle „Freestyle” spontan vor Ort entstanden.
Während der über drei Stunden andauernden Aktion hielten immer wieder Passanten an der Ampel und drückten mit Hupe und Daumen-hoch-Geste ihr Wohlwollen für diese „Verschönerung“ aus.

Die vielen positiven Reaktionen, auch später in den Sozialen Medien, haben uns bestärkt, dass es in der Bevölkerung durchaus eine Akzeptanz für „schöne” Graffitis gibt.

Und es gibt ja eine ganze Menge Beispiele schöner Graffiti in Heiligenhaus.
Zum Beispiel die vielen Arbeiten von @cortez art in Kooperation mit Neue Wege e.V. (Schulhof Gesamtschule, Wand an der Bushaltestelle „Alte Kirche”, Durchgang neben dem Café „KaffeeKlatsch”, etc.)

Allerdings gibt es noch so viele hässliche Flächen in der Stadt, die mit ein paar Dosen Farbe zu echten Hinguckern werden könnten. Angefangen mit dem alten Silo-Turm am alten Bahnhof bis hin zur grauen Lärmschutzwand der A44…

Auch und gerade für Jugendliche, die sich eigentlich nur ‚mal „an der Dose” ausprobieren wollen, muss es ein besseres Angebot in der Stadt geben.
Sonst ist die Verlockung, sich illegal an fremden Wänden zu versuchen vielleicht zu groß.

Leider gibt es in Heiligenhaus insbesondere für Jugendlich derzeit keine Möglichkeit, Graffitis legal zu sprühen.
Dieses Angebot sollte unbedingt geschaffen werden. Dafür möchte ich mich in der Lokalpolitik stark machen.

Thomas Pischke

Die Lokalpresse hat wohlwollend von unserer Aktion berichtet.

Es war ein Redakteur der Rheinischen Post zugegen und hat sich viel Zeit für ein Gespräch über Jugendkultur, Graffiti und Stadtgestaltung genommen.

Rheinische Post 03. Sept. 2020:
Grüne besprühen ihr eigenes Wahlplakat

Auch der Sadtanzeiger berichtete.

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