Flächenrecycling statt Flächenversieglung Grüne Ideen für eine nachhaltige Stadtentwicklung Heiligenhaus ist eine lebenswerte und wohnliche Stadt im Grünen. Wir wollen, dass das so bleibt. Daher müssen wir den Flächenfraß durch Wohnungsbau und Industrieansiedlungen deutlich reduzieren. Gleichzeitig brauchen wir Lösungen, um der wachsenden Nachfrage nach Wohnraum und Gewerbeflächen gerecht zu werden. Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum sind für eine prosperierende Stadt wichtig, doch dürfen wir künftigen Generationen nicht das letzte Stück Natur und damit sprichwörtlich ihre Zukunft verbauen. Wo wollen wir bauen? Wir Grünen sehen auf jeden Fall die Notwendigkeit, im Stadtgebiet Flächen für Neubauten freizugeben seien es Wohngebäude, Neuansiedlungen oder Erweiterung bestehender Gewerbe. Der Bedarf nach Wohnraum und Gewerbeflächen ist hoch und wird noch weiter steigen. Doch das geht auch ohne Versieglung von Grün und Natur. Anstatt auf freiem Feld zu bauen, setzen wir uns dafür ein, dass Industriebrachen wieder nutzbar gemacht werden. So können wir Investoren und Firmen attraktive Standorte anbieten ohne freie Flächen zu versiegeln. Gute Beispiele für bereits in Planung oder Umsetzung befindlicher Neunutzungen alter Industriestandorte sind die Bebauungsvorhaben auf dem ehemaligen KINI-Gelände am Südring, wo mehr als hundert neue Wohnungen entstehen sollen, die Umgestaltung des ehemaligen Gemeindezentrums am Europaplatz in der Oberilp (Wohnbebauung) oder auch das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Dörrenhaus-Gelände in Hetterscheidt (Mischbebauung Wohnungen & EFH). Gleiches gilt für die bereits fertiggestellte Reihenhaus-Siedlung auf dem ehemaligen Eischeidt-Gelände, das Hitzbleck-Forum oder die Umgestaltung des Alten Pastorats am künftigen Place de Meaux, Hauptstraße. Hier wurden Wohnbebauung und die Neuansiedlung von Einzelhandel und Gastronomie ermöglicht, ohne Grünflächen zuzubetonieren. Weitere Brachflächen, die sich langfristig zur Neubebauung anbieten sind u.a. das ehemalige THW-Gelände, der alte Standort von WSS oder die restlichen, bereits bodensanierten Freiflächen auf dem ehemaligen Kiekert-Areal (aktuell Schotterparkplatz). Wie wollen wir bauen? Wir wollen, dass Neubaugebiete ökologisch und nachhaltig geplant und gestaltet werden. Wir möchten ein Programm auf den Weg bringen, das Bauen mit nachhaltigen und ökologischen Baustoffen fördert. Statt Vorgärten zuzupflastern und Parkflächen zu versiegeln, müssen Frei- undGrünflächen zwingend Bestandteil von Baukonzepten sein. Dach- und Fassadenbegrünung müssen dafür genauso wie die Errichtung von Park- und Baumflächen in den Bebauungsplänen verankert werden. Berücksichtigt man bereits beim Bau die Südausrichtung, können außerdem Dachflächen bestmöglich für Photovoltaik- und Solarthermieanlagen genutzt werden. So entstehen Siedlungen und Gewerbegebiete mit einem gesunden Mikroklima und bestmöglicher Lebens- und Erholungsqualität. Was wollen wir bauen? Wir finden: Eine gesunde und faire Stadtentwicklung berücksichtigt die Interessen ALLER Bürgerinnen und Bürger – unabhängig vom Einkommen. Jeder Mensch hat das Recht auf eine bezahlbare Wohnung. Um dies zu gewährleisten, halten wir es für zwingend notwendig, dass die Stadt eine Quote von mindestens 30 % sozialem Wohnungsbau bei allen Neubauprojekten festlegt. Wir brauchen neben einer gesunden Mischung aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern, genug Wohnraum, bei dem die Stadt Belegungsrechte wahrnimmt. Nur dadurch kann ein Wegfall der 392 Sozialwohnungen (~80% des Bestandes von 2019) abgemildert, wenn auch nicht vollständig kompensiert werden, deren Bindung in den kommenden Jahren bis 2030 ausläuft. Kurz erklärt: Mit Belegungsrechten sichert sich eine Stadt bei Verkauf von städtischen Immobilien und der Genehmigung von Wohnneubauten vertraglich das Recht, über die Belegung eines vorher bestimmten Anteils an Wohnungen zu bestimmen; Beispielsweise, dass von 20 Wohneinheiten in einem Haus fünf verbindlich zu einem erschwinglicheren Mietpreis gegen Wohnberechtigungsschein vermietet werden müssen. So bekommen Geringverdienende oder Empfänger von Sozialleistungen die Chance auf eine bezahlbare Wohnung, die sie auf dem freien Wohnungsmarkt durch die Risiken wie eines evtl. drohenden Mietausfalls nicht bekämen. Nach § 88 d Abs. 2 Nr. 2 II. WoBauG sollen Belegungsrechte und Miethöhevereinbarungen einen Zeitraum von maximal 15 Jahre nicht überschreiten. Danach entfällt die Bindung als „Sozialwohnung“ und die Wohnung kann vom Vermieter zu neuen, marktüblichen Konditionen vermietet werden. Dem Bewohner/ der Bewohnerin droht im schlimmsten Fall die Kündigung. Bei der Neuansiedlung von Gewerbe, insbesondere im Innovationspark, wollen wir, dass den Unternehmen der Vorzug gegeben wird, die dem Namen gerecht werden, sprich: sich durch innovative und zukunftsweisende Produkte und/oder ein besonders nachhaltiges Wirtschaften auszeichnen. Wir wollen KEINE Niederlassungen international-agierender Logistik-Konzerne, die mit Riesenbauten die Wiese zupflastern und der Stadt womöglich nicht einmal Arbeitsplätze, geschweige denn Steuern einbringen. Stattdessen wünschen wir uns Unternehmen, die sich der Verantwortung für die Region und gegenüber künftigen Generationen bewusst sind und bereit sind, ihren Beitrag zu einem gesunden Stadtklima zu leisten. Eine Erweiterung des Innovationsparks in Richtung Schwimmbad/Grün Selbeck mit Mischbebauung (Wohnen und Kleingewerbe, siehe Bebauungsplan 59) lehnen wir ab. Das Fazit: Bauen ja – aber nicht zu jedem Preis Nachhaltige Stadtentwicklung bedeutet für uns, bei allen Bauvorhaben, die Auswirkungen auf Umwelt, Klima und Gesellschaft mitzudenken. Es bedeutet, innovative und aufwendigere Lösungen zu suchen, statt bequeme, ausgetretene Pfade zu beschreiten, z.B. Industriebrachen von Altlasten zu befreien und zu sanieren, statt auf freiem Feld draufloszubauen. Es bedeutet auch, die Interessen und Bedürfnisse aller Einwohner und Einwohnerinnen unserer Stadt zu berücksichtigen, statt sich bei der Wohnraumplanung allein an besserverdienenden, interessierten Zuzug-Willigen zu orientieren, die der Stadt die höheren Einkommensteuern ins Stadtsäckel spülen. Wir sind nicht bereit, für kurzfristigen Profit aber auf Kosten künftiger Generationen das letzte Stück Natur in Heiligenhaus zuzupflastern. Wir wollen keine Stadt, in der es sich finanziell schlechter gestellte Mitbürger*innen nicht mehr leisten können, zu wohnen. Wir wollen eine nachhaltige und sozialverträgliche Stadtentwicklung, damit die Menschen auch in Zukunft gut und gerne in Heiligenhaus leben.